Der Firmengründer Heinrich Schmidt war 23 Jahre alt, als er sich im Jahr 1925 in Waldkirch niederließ, als Hafnermeister eine Werkstatt in einem Nebengebäude der Brauerei Eglau im Vorstädtle von
Waldkirch anmietete und sich selbstständig machte.
Er trat die Nachfolge eines älteren Hafners an und firmierte fortan unter dem Namen
Heinrich Schmidt, Hotz Nachfolger, Hafner, Spezialgeschäft für Kachelöfen
Heinrich Schmidt, arbeitete allein, baute wie schon sein Vater, Kachelöfen und Kochherde, montierte Kohleöfen und Waschkessel und führte kleinere Fliesenarbeiten aus. Fliesenleger war damals noch kein eigenständiger Beruf. Diese Arbeiten wurden von Maurern, Steinmetzen oder Hafnern ausgeführt. Durch seinen Aufenthalt während seiner Gesellenzeit in Zell am Hamersbach hatte Heinrich Schmidt die großen Wellenöfen im Schwarzwald setzen gelernt.
Schon bald war er im Elztal und seinen Seitentälern als "Schmidthafner" bekannt. Der Schwarzwälder Ofenbau war und ist bis heute im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt für seine "Wellenöfen".
Diese sind Grundöfen mit Gewölbefeuerungen, bei denen die Feuerung so groß gebaut wird, dass Reisigbündel, sog. "Wellen" verbrannt werden können. Außerdem wurden sie so konstruiert, dass die Bäuerin in den Gewölbefeuerungen backen konnte. Nicht selten wurden auch Rauchkammern, für den Schwarzwälder Schinken, daran angeschlossen. Ein solcher Kachelofen wärmte nicht nur die Stube.
Durch einfache Deckenöffnungen wurde die Wärme auch in weitere Räume im oberen Stockwerk geführt.
Im Jahre 1929 heiratete Heinrich Schmidt Martha Jenne. Sie bekamen zwei Töchter. Irmgard, die ältere
interessierte sich früh für den Beruf des Vaters.
In den Kriegsjahren wurde Heinrich Schmidt zum Kriegsdienst eingezogen und kam im August 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Nach dem Krieg musste auch er bei Null beginnen. Zunächst hatte er kaum Material. Doch Lehmsteine und Ziegelsteine bekam er von der hiesigen Ziegelei Geiser. So konnte er kleinere Reparaturen an Öfen und Herden ausführen. 1946 wurden erste Kontakte zu den Lieferanten wieder hergestellt. Beim Tonwerk Kandern, der Firma Kammüller holte er feuerfeste Steine.
Die ersten Kacheln kaufte er von der Firma Liermann in Lahr und später bei der Firma Löw in Baden-Oos.
Das Eisenwerk Kandern lieferte die Einsätze und Heiztüren. Bezahlt wurde teilweise mit Naturalien wie
Speck, Schinken und Fleisch, je nachdem, was er zuvor von den Bauern als Anzahlung bekommen hatte.
Den Transport d ieser 'heißen Ware' hat zum Teil die Chefin Martha Schmidt mit Koffer und per Zug erledigt.
Das war seinerzeit nicht ungefährlich. Bis zur Währungsreform wurde auf dieser Basis gearbeitet.
Mit Einführung der D-Mark begann der eigentliche Aufbau. Schmidts Hauptgeschäft war nun der Ofenbau.
Er beschäftigte bald zwei Gesellen, die er über Anzeigen in einer Fachzeitung suchte.
Die Meistersfrau Martha Schmidt unterstützte ihren Mann bei den kaufmännischen Fragen und sorgte für Kost und Logis der Gesellen.
Helmut Cybulla war 18 Jahre alt als er als Kachelofenbauer- und Fliesenlegergeselle nach Waldkirch kam.
Er war in Groß-Stürlack in Ostpreußen geboren.
Auch sein Vater hatte dort im Alter von 23 Jahren ein Ofenbaugeschäft gegründet. Nach der Flucht 1945 lebte die Familie in der Nähe von Uelzen in der Lüneburger Heide. Dort konnte Helmut, wie
auch später sein Bruder Adi, bei der Firma Stelzer das Handwerk lernen.
Auch sein Vater war nach dem Krieg in dieser Firma als Ofensetzermeister beschäftigt.
Seine Gesellenjahre wollte Helmut Cybulla aber in der Fremde verbringen und so stellte er sich in
Waldkirch vor und arbeitete alsbald beim Schmidthafner, der seine Wohnung mittlerweile in die Ringstraße
verlegt hatte und nicht weit davon auch seine Werkstatt. Helmut lebte nun auch in der Familie seines
Meisters. Im Sommer 1952 heirateten Irmgard Schmidt und Helmut Cybulla. Im Spätjahr 1952 wurde das
erste Auto gekauft, ein Dreirad „Goliath“. Das war ein großes Ereignis. Endlich brauchte man das Material
nicht mehr mit dem zweirädrigen Handkarren durch die Stadt zu fahren.
1953 wurde Thomas Cybulla, der heutige S eniorchef der Firma Cybulla GmbH geboren.
1957 machte Helmut Cybulla die Meisterprüfung als Kachelofen- und Luftheizungsbauer und wurde Mitinhaber der Firma.
Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung brachte viele Neuerungen. Man kaufte in der Bismarckstraße, ein Stadthaus mit Werkstatt und Garage. Die neue Zeit brachte auch viele technische Neuheiten. Handwerkliches trat in den Hintergrund und Mechanik und Elektronik kamen auf. Warmluftheizungen, mit Öl als Brennstoff, kamen in Mode und in den folgenden Jahren war der Kachelofenbau eher rückläufig. Der Brennstoff Öl wurde als Heizstoff entdeckt und so entstanden die ersten Zentralheizungen. Begonnen hatte jedoch alles mit einfachen Zimmerölöfen, die mit einer Ölkanne von Hand befüllt werden mussten.
Der Siegeszug der Zentralheizungen nahm in den 60er Jahren seinen Lauf. Es wurden immer weniger Kachelöfen gebaut. Das alte Handwerk schien am Ende. 1972 übergab Heinrich Schmidt den Betrieb an seinen Schwiegersohn Helmut Cybulla, der mit einer Fliesenabteilung in seiner Firma ein zweites Standbein aufbaute. Im Jahr 1974 wurde der Handwerksbetrieb vergrößert und in das Waldkircher Gewerbegebiet verlegt. Zuerst wurde eine Lagerhalle errichtet und vier Jahre später, 1978, ein Bürogebäude. In dieser Zeit waren 15 Mitarbeiter beschäftigt. Der älteste Sohn Thomas entschied sich für ein Studium der Heizungs- und Klimatechnik. Nach Arbeitsstationen in Schorndorf und in Freiburg trat er 1981 als Dipl.-Ing. (FH) für Wärme- und Energietechnik mit seinen neuen Erfahrungen ins elterliche Unternehmen ein.
Er wurde Gesellschafter der neu gegründeten GmbH mit dem Namen
Helmut Cybulla GmbH, Kachelöfen, Heizungen, Fliesen.
Doch Ende der 70er Jahre erlebte der Kachelofen eine unerwartete Renaissance. Die Ölkrise und damit verbundenen Ölpreisanstieg ließ den Kachelofenbau erneut boomen. Aber nun ging es nicht mehr nur um die wärmende Funktion eines Ofens, sondern auch um die Wohnatmosphäre. Neben der Funktionalität wurde der Ofen zum neuen Möbel- und Schmuckstück für den Wohnbereich.
Dies führte dazu, dass die Firma Ausstellungs- und Vorführräume brauchte, um den Kunden verschiedene Ausführungen anbieten und zeigen zu können.
1982 wurde die Kachelofen-, Kamin- und Fliesenausstellung im Bürogebäude eröffnet.In den folgenden Jahren vollzog sich erneut ein einschneidender Strukturwandel hin zum „Do it yourself“des Heimwerkerbereiches . Um sich auf diese Entwicklung einzustellen, expandierte die Firma durch den Neubau eines zweistöckigen Gebäudes mit einer Gesamtfläche von 1200 qm.
1989 wurde im Erdgeschoss des Neubaues ein Fliesenmarkt mit einer Verkaufs- und Ausstellungsfläche von 600 qm für Wand- und Bodenfliesen, Marmor , Naturstein und Fliesenzubehörmaterial eröffnet.
1991 wurde im Obergeschoß des Neubaus auf der gleichen Fläche eine völlig neue Kachelofen- und
Kaminausstellung gebaut, die „Cybulla-Ofenwelt“. Nun konnte der Kunde viele Ausstellungsstücke auch in
Funktion erleben und sehen, wie unterschiedlich diese gestaltet werden können.
Zum 31. Dezember 1999 übergaben Helmut und Irmgard Cybulla den Stab an ihren Sohn Thomas und dessen Frau Brigitte. Thomas Cybulla war seitdem alleiniger Geschäftsführer.
Im Jahre 2000 zum 75-jährigen Betriebsjubiläum wurde die Kachelofen-Erlebniswelt vollständig umgebautund neu gestaltet.
Auch heute, in der vierten Generation, existieren noch immer beide Firmenbereiche, der Ofenbau und das Fliesengeschäft. Und mit Niklas Cybulla gibt es, nach dem Ausscheiden des Altseniors, in der Firmenleitung wieder einen gelernten Kachelofenbauer. Niklas Cybulla absolvierte 2011 die Meisterprüfung im Ofen- und Luftheizungsbau. Dies ist die aktuelle Berufsbezeichnung. Er trat nach Stationen in Herbolzheim und Gaildorf bei Schwäbisch Hall in das Unternehmen seiner Eltern ein und abolvierte berufsbegleitend den Betriebswirt des Handwerks.
Vater und Sohn arbeiten zwar Hand in Hand, aber während Senior Thomas den Fliesenbereich verantwortet, hat sein Sohn die Verantwortung für den Bereich Ofen- und Luftheizungsbau übernommen.
Niklas Cybulla ist Feuer und Flamme für seinen Beruf:
„Meine Arbeit ist einfach großartig! Der heutige Kachelofenbauer muss mauern können, Fliesen legen,
Flächen verputzen, er muss sich mit Elektronik und Hydraulik auskennen, sowie schweißen und löten
können. Dies macht den Kachelofenbauer zu einem Universalhandwerker und den Beruf einzigartig.“
Zum 1. Januar 2016 erhielt Niklas Cybulla Geschäftsanteile und wurde Geschäftsführer der 4. Generation.
Gemeinsam mit seinem Vater Thomas leitet er nun die Geschicke der Firma
Cybulla GmbH-Kachelöfen-Kamine-Heizkamine-Fliesen
90 Jahre und vier Generationen Kachelofenbau der Fimen Schmidt und Cybulla in Waldkirch haben dieses Handwerk und den Beruf in der Region geprägt. In dieser Zeit erlernten insgesamt ca. 70 Auszubildende die Handwerksberufe Ofenbauer und Fliesenleger. Einige haben auch den Meistertitel erlangt und sich in der Region selbstständig gemacht. Zahlreiche Mitarbeiter sind aber seit deren Lehrzeit noch heute in der Firma beschäftigt. Zur Zeit führt der Betrieb zwanzig Beschäftigte, zwei davon sind Auszubildende.
Die Tradition dieses Handwerks und ihre moderne Ausprägung finden bis heute ihren lebendigen Ausdruck in der Firmenkultur.
In Zeiten des Klimawandels und der Energiewende ist der Kachelofen wieder eine Ergänzung oder mögliche Alternative zur Zentralheizung geworden. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und verbrennt CO2-neutral. Dies lässt für die Zukunft hoffen, dass dieses alte Handwerk auch in den nächsten Jahrzehnten bestehen wird.